Das Siegener Traditionsunternehmen Reichwald + Co. hat mit Unterstützung des Blech-Software-Experten Lantek von auftragsbezogenen Prozessen auf teilebezogene Produktion umgestellt. Das Ergebnis: Arbeitszentren und Maschinenlaufzeiten werden besser ausgelastet, das Material besser genutzt, Durchlaufgeschwindigkeiten wurden beschleunigt, Stillstandzeiten reduziert.
Wo auch immer Falko Reichwald ist – wenn Kunden nach dem Stand ihres Auftrags fragen, kann der Geschäftsführer von Reichwald + Co. umgehend Auskunft geben. Über sein Smartphone hat er direkten Zugriff auf das Verwaltungssystem des Unternehmens. Im besten Fall sieht er dann, dass die Teile kurz vor dem Versand stehen. „Kunden vergeben Aufträge zunehmend aufgrund der Lieferzeit“, sagt der Chef von 100 Mitarbeitern für die Bereiche Stahlhandel, Maßbleche und Anarbeitung. „Insofern ist für uns Geschwindigkeit ein wesentlicher Erfolgsfaktor.“
Nicht zuletzt, um diesen Faktor zu verbessern, aber auch um seine Effizienz und Wirtschaftlichkeit zu steigern, hat das Siegener Traditionsunternehmen seine Produktion umgestellt: von der auftragsbezogenen Arbeitsweise zu einem teilebezogenen Prozess. „Bei uns findet jedes Bauteil seinen eigenen Weg durch die Produktion – und erst zum Versand werden alle Elemente eines Auftrags zusammengeführt“, erläutert Reichwald. „Das ist deutlich schneller und effizienter.“
IT-Partner mit 30 Jahren Erfahrung
Um in der teilebezogenen Produktion den Überblick zu bewahren und gleichzeitig das in die Jahre gekommene Warenwirtschaftssystem (ERP) zu modernisieren, hat Reichwald + Co sich das Software-Haus Lantek als Partner gesucht. Der IT-Experte verfügt über 30 Jahre Erfahrung in der Entwicklung und Bereitstellung von maschinenunabhängiger Software für die Blechbearbeitung. Christoph Lenhard, Vertriebsleiter für Deutschland, Österreich und die Schweiz, kennt die Bedenken der Branche in Bezug auf Begriffe wie „Industrie 4.0“ und Digitalisierung und die Sorgen, dass Roboter eines Tages Menschen ersetzen: „Immer mehr Unternehmen sehen aber ein, dass es keine Entweder-Oder-Entscheidung ist, sondern eine Muss-Entscheidung, die sie wettbewerbsfähig und am Leben hält.“
In enger Abstimmung mit dem Kunden passt Lantek seine Software-Module genau dessen momentanen Bedürfnissen an. Durch die Zusammenarbeit mit mehr als 100 OEM-Partnern, die für ihre Maschinen keine eigene Software entwickeln, sowie Schnittstellen zu mehr als 1.000 marktüblichen Maschinenmodellen und mithilfe von Integrationsmechanismen kann Lantek seine Software in vorhandene Systeme integrieren. In den Werkshallen von Reichwald + Co steuert sie drei ESAB-Autogenschneidmaschinen an sowie Plasmaschneidmaschinen von ESAB und LIND und neuerdings auch eine CNC-Plasma-Schneidanlage der neuesten Generation von MicroStep – und begleitet die individuelle Lösung, die das Unternehmen für seine teilebezogene Produktion gefunden hat.
Früher wurden bei Reichwald + Co die Teilaufträge für maschinenübergreifende Aufträge zunächst an jeder Maschine gesammelt – mit entsprechenden Kopien für jede Maschine. Die Zusammenführung des Gesamtauftrags erfolgte weitestgehend informell und über Zuruf der Maschinenbediener. Heute bekommt der Mitarbeiter vom System die Informationen, wo das Teil als nächstes hingelenkt werden muss. Die Zusammenführung aller Einzelteile erfolgt erst im Versand. Das senkt den Aufwand für die Lagerhaltung und -verwaltung und nutzt Material, Personal und Maschinen optimal. Falko Reichwald: „Wir können jetzt Produktionszeiten, einzelne Arbeitszentren und Maschinenlaufzeiten besser auslasten. Unsere Stillstandzeiten wurden reduziert, die Durchlaufgeschwindigkeit erhöht.“
30 Jahre anders gearbeitet
Dafür wird nach Auftragseingang computergestützt für jedes einzelne Bauteil ein eigenes Etikett erstellt: Das zeigt seine Form, führt seine Daten sowie die notwendigen Arbeitsschritte auf und einen Barcode mit all diesen Informationen. Das Computer-System fasst alle beauftragten Bauteile einer Materialgüte und -stärke zusammen, verschachtelt sie für die optimale Nutzung der Platte und sendet den Auftrag an die entsprechende Maschine. Parallel bekommt der Mitarbeiter zur Kontrolle den Ausdruck des Schachtelplans und die Etiketten, mit denen er nach dem Zuschnitt jedes Teil versieht, bevor es entweder zum Sandstrahlen/Entgraten kommt oder direkt auf die Palette, wo alle Teile eines Auftrags zusammenkommen, bevor sie der Versand abholt. Eine Verdichtung auf Kunden- und Tourenebene findet erst im letzten Prozessschritt statt. Scanner an jeder Station unterstützen den Weg der Teile durch die Produktion – und geben Rückmeldung über den Stand des Auftrags.
Während die Software-Umstellung im laufenden Drei-Schicht-Betrieb und mit „guter Unterstützung sowie detaillierter und umfangreicher Beratung und Prozessmodellierung durch Lantek“ vonstatten ging, spielte der Faktor Mensch eine eigene Rolle. Falko Reichwald: „Manche unserer Mitarbeiter haben 30 Jahre anders gearbeitet“, blickt er zurück. „Deshalb hat es ein paar Monate gedauert, bis alle sich an die neuen Prozesse gewöhnt hatten.“ Und er deutet an, dass die Bereitschaft, sich auf die neue, softwaregestützte Arbeitsweise einzulassen, keinesfalls eine Frage des Alters gewesen sei.
Schneller, übersichtlicher, einfacher
Die teilebezogene Produktion bei Reichwald + Co ist in eine Gesamt-Software-Architektur von Lantek eingebettet, die vom Einkauf über die Erstellung von Bestell- und Lieferschein bis zu Rechnungswesen, Lagerverwaltung, Fremdfertigung und Kundenpflege (CRM) sämtliche unternehmerischen und betrieblichen Prozesse steuert und transparenter macht.
„Unsere Arbeitsabläufe sind deutlich schneller, übersichtlicher, einfacher und nachvollziehbarer geworden“, bilanziert Falko Reichwald. Der Lohn der Investition: „Durch die Umstrukturierung des Materialflusses konnten wir unsere Kosten senken und 2015 insgesamt zwölf bis 14 Prozent mehr Tonnage produzieren, also 1.200 Tonnen pro Monat – wobei insgesamt die Tonnage netto gesunken ist, weil wir durch die bessere Materialausnutzung weniger Resttafeln haben.“ Doch damit ist der gemeinsame Weg von Lantek und Reichwald + Co nicht zu Ende: Mit umfassendem Support steht das Software-Haus seinem Kunden jederzeit zur Seite – und auch dann, wenn er softwaregestützt weitere Prozesse optimieren möchte.
Über Lantek
Lantek ist ein multinationales Unternehmen, das die digitale Umstellung von Unternehmen im industriellen Blech- und Metallsektor anführt. Das Unternehmen bietet seine eigenen Softwarelösungen im Bereich Business Manufacturing Intelligence, welche die Verknüpfung von Fabriken ermöglicht und sie so zu intelligenten Fabriken macht. Das Unternehmen rundet sein Sortiment mit der Entwicklung von von CAD/CAM/MES/ERP-Softwarelösungen für Unternehmen, die Metallteile aus Blechen, Rohren und Profilen mit sämtlichen Schneidtechnologie herstellen, ab: (Laser, Plasma, Autogen, Wasserstrahl, Schereund Stanzen.
Gegründet 1986 in einem der wichtigsten europäischen Zentren für die Entwicklung von Werkzeugmaschinen, dem Baskenland (Spanien), ermöglicht es die Integration von Blech- und Metallbearbeitungstechnologien mit modernster Software für das Produktionsmanagement. Das Unternehmen ist, dank seiner Kompetenz für Innovation und Engagement für die Internationalisierung, aktuell Marktführer in der Branche. Mit mehr als 20.000 Kunden in über 100 Ländern und 20 eigenen Büros in 14 Ländern verfügt die Firma über ein umfangreiches Netz an Distributoren mit weltweiter Präsenz. Im Jahr 2017 entfielen 86 Prozent ihres Ertrages auf ihr Auslandsgeschäft.
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