Alberto López de Biñaspre, Geschäftsführer von Lantek, erläutert die Partnerschaft mit TRUMPF und warum die Kooperationsvereinbarung vorteilhaft für beide Unternehmen und ihre Kunden ist.
López de Biñaspre sagt: „Die Welt der Fertigung verändert sich rasant und der Austausch von Daten, Konnektivität und offene Standards sind die Grundlage der Branche. Geschützte, geschlossene Systeme können diese Anforderungen nicht mehr erfüllen. Wir müssen die Daten verschiedener Maschinen und Quellen nutzen, um für die Hersteller die Prozesse zu verbessern und ihre Effizienz zu steigern. Bei Lantek entwickeln wir seit 35 Jahren Software, die mit nahezu allen Maschinenmarken kooperiert. Das Konzept von Datenaustausch und Konnektivität gehört also zu unseren Grundpfeilern. Wenn es darum geht, mit den neuen Standards zu gemeinsamer Datennutzung und dem Datenaustausch zu arbeiten, sind wir an vorderster Front und verpflichtet, unseren Kunden bei der Entwicklung intelligenter Fabriken zur Seite zu stehen.”
1) Was bedeutet die Vereinbarung für die Unabhängigkeit von Lantek?
Alberto Lopez de Biñaspre Vor allem wird Lantek weiterhin eigenständig agieren. Wir werden weiterhin unseren Kunden und Maschinenherstellern die gleichen Produkte und Dienstleistungen bereitstellen, wie sie es von uns gewohnt sind. Sie werden jedoch auch vom engen Austausch künftiger Schlüsseltechnologien wie KI, Datenmodelle und dem ganzheitlichen Prozesssteuerungskonzept profitieren, mit denen wir die Blechfertigung auf höchstem Niveau optimieren und zukunftsfähig machen.
2) Können Sie uns die Vereinbarung erklären?
L de B Am 18. März hatten wir wichtige und vor allem für unser Unternehmen, unser Team und unsere Kunden aufregende Neuigkeiten: LANTEK ist eine Partnerschaft mit TRUMPF eingegangen. Der Zusammenschluss dieser beiden Technologieführer ist die perfekte Kombination von Lanteks Software-Expertise und TRUMPFS Expertise in den Technologien für die Blechbearbeitung.
Gemeinsam werden wir unsere Kompetenzen zur Entwicklung von Softwarelösungen für die Zukunft der Blechfertigung bündeln können, die noch offener und kundenorientierter sind. Das ist eine einzigartige Chance für Lantek. Wir werden Teil eines größeren Unternehmens mit mehr Ressourcen, das unsere Vision teilt und sich zu unserer Neutralität und Unabhängigkeit gegenüber allen Werkzeugmaschinenherstellern bekennt. Wir können unsere Software-Entwicklung beschleunigen und erweitern und auch unserem Team bei Lantek neue Möglichkeiten für ihre Karriere und ihre individuelle Weiterentwicklung bieten.
3) Was hat Sie bewogen, das Angebot von TRUMPF anzunehmen?
L de B Die Blechfertigung ist ein sehr dynamischer Markt und derzeit erfreulicherweise in einer Phase rasanter Entwicklung. Die Branche verlangt mehr und mehr nach Digitalisierung und bringt Unternehmen dazu, nach Möglichkeiten der Kooperation zu suchen, gemeinsam zu wachsen und ihren Kunden umfangreiche Services zu bieten. Das Angebot von TRUMPF brachte zwei Unternehmen mit den gleichen Zielen zusammen, die ihre Visionen einer offenen Lösung teilen und deren Fähigkeiten sich gegenseitig ergänzen. Das entstandene Potenzial für Wachstum und beschleunigte Entwicklung stellt sicher, dass wir gemeinsam weltweit führende Lösungen für die digitale Transformation liefern können – sowohl für TRUMPF als auch für unsere OEM-Partner in einem zunehmend anspruchsvollen, hyper-verbundenen und globalen Markt.
4) Wie wird sich Ihrer Ansicht nach die Übernahme auf die Unabhängigkeit von Lantek auswirken und wie wird der Markt darauf reagieren?
L de B Ich möchte betonen: Lantek wird ein unabhängiges Unternehmen mit unveränderten Strukturen bleiben. Lantek wird seine derzeitigen Büros und die Belegschaft am Stammsitz in Vitoria, Spanien, behalten, ebenso wie in allen anderen Büros weltweit. Das Gleiche gilt auch für unser Büro in Deutschland unter der Leitung von Christoph Lenhard. Es wird unseren Kunden in der DACH-Region weiterhin der bewährte Partner sein und mit ihnen unverändert die gute Zusammenarbeit fortsetzen – wie seit nunmehr 25 Jahren. Wie Lantek weltweit wird es auch seine Verkaufs- und Supportstrategien unverändert fortführen.
Überdies wird Lantek seine Wachstumspläne mit noch mehr Nachdruck verfolgen. Die gesamte Belegschaft und die Geschäftsführungen werden bleiben. Und unsere weiterhin neutrale Haltung gegenüber allen Maschinenherstellern wird diese Position unterstreichen.
5) Wie sehr hängt die Innovationsstrategie von Lantek von seinen Kooperations-partnern und Partnern aus der Werkzeugmaschinenindustrie ab? Werden diese Beziehungen durch die Vereinbarung beeinträchtigt?
L de B Von unseren ersten Innovationen für das Stanzen bis zu den jüngsten für Faserlaser und Kombimaschinen, die mit mehreren Technologien arbeiten – stets war die Strategie der Zusammenarbeit mit unseren Partnern Schlüssel zum Erfolg. Entsprechend entstanden und entstehen unsere Neuentwicklungen immer aus der engen Zusammenarbeit mit den Herstellern, indem wir unsere offenen Lösungen auf ihre Maschinen zuschneiden. Da Lantek weiterhin unabhängig sein wird, ist auch unsere Bekenntnis zu diesen Beziehungen unverändert.
6) Um noch etwas genauer zu sein: Wie verändert diese Vereinbarung Ihr Verhältnis zu einzelnen Werkzeugmaschinenherstellern?
L de B Wir haben individuelle Vereinbarungen mit mehr als 120 Werkzeugmaschinenherstellern weltweit. Unsere Kooperationen gestatten uns, der Blechbearbeitung auch weiterhin unsere umfangreichen Dienste anzubieten, was für den Maschinenhersteller selbst schwer zu leisten wäre. Unsere Partner wissen, dass unsere Beziehungen für beide Seiten vorteilhaft sind, und das ist sehr positiv, weil es unseren Kunden und ihrer Wettbewerbsfähigkeit äußerst zuträglich ist.
Es gibt zudem eine strategische Richtschnur: Lantek wird seine unabhängige und neutrale Stellung behalten – und in manchen Fällen sogar mit TRUMPF konkurrieren, wie das bislang auch der Fall war. Unsere herstellerübergreifende Arbeitsweise ist einer unserer Grundwerte, und wir werden unsere OEM-Partner von unserer Neutralität überzeugen und das mit unserer Vertragstreue bestätigen, indem wir auch weiterhin unser höchstes Ziel verfolgen: Wir möchten unseren Kunden die bestmögliche Lösung bieten.
7) Wie genau wird die Zusammenarbeit zwischen Lantek und seinen OEM-Partnern aussehen?
L de B In der Praxis werden unser Verkaufsteam, unser Support, unsere Forschung und Entwicklung sowie die Mitarbeiter unserer speziellen OEM-Entwicklungsprogramme ihre Arbeit wie bisher fortsetzen und sogar beschleunigen können. Individuelle Programme zur Technologie-Entwicklung werden unverändert fortgesetzt, entweder in bilateraler Form oder als Teil unseres allgemeinen und offenen Entwicklungsprogramms. Wir verpflichten uns zudem nicht nur, im Vertrieb unsere Neutralität zu wahren und keinen Anbieter daran zu hindern, unter den gleichen Wettbewerbsbedingungen mit uns zu konkurrieren – wir unterstützen diese Konkurrenz sogar. Bei Lantek haben wir alle notwendigen Prozesse etabliert, Daten und Technologien Dritter abzugrenzen, vor unbefugtem Zugriff zu schützen und nicht in andere Abläufe zu integrieren. Lantek wird sich nicht nur weiterhin an diese Vereinbarungen und Verträge halten, sondern seiner Strategie Nachdruck verleihen, als führender Anbieter von Softwarelösungen für die Blechfertigung die Zusammenarbeit mit all unseren Partnern noch weiter zu vertiefen.
8) Wir wird die Zusammenarbeit zwischen Lantek and TRUMPF genau aussehen?
L de B Beide Unternehmen haben ähnliche Kulturen, die darauf ausgerichtet sind, gleichermaßen Kunden, Mitarbeitern und auch der Gesellschaft zu dienen – wir werden weiterhin diese Werte leben und unsere gemeinsamen Ziele Exzellenz und offene Standards verfolgen. TRUMPF und Lantek werden unabhängig agieren und sich ausschließlich über Arbeitsgruppen abstimmen, um diese Unabhängigkeit zu wahren.
Ich möchte Tom Schneider zitieren, Geschäftsführer Entwicklung bei TRUMPF Werkzeugmaschinen: „Unser Fokus richtet sich auf die Prozesse bei unseren Kunden – mit Lantek decken wir die Prozesskette der Blechbearbeitung umfangreich ab, selbst wenn sich darin Fabrikate anderer Hersteller befinden. Das bedeutet einen großen Schritt in Richtung einer effizienten und vernetzten Blechbearbeitung und ein erweitertes Portfolio für Smart Factory Lösungen.“
Durch unsere Partnerschaft kann TRUMPF seinen Kunden unsere Technologie anbieten und ihnen helfen, sich in Richtung Industrie 4.0 und Smart Factory in einer offenen Umgebung zu entwickeln.
9) Glauben Sie, dass die Neutralität, mit der Lantek vorgeht, den Markt öffnen wird?
L de B Ja, ganz sicher. Denn Kunden werden die Ausstattung wählen können, die am besten zu ihrer Anwendung und ihrem Geschäft passt. Dabei werden sie keine Einschränkungen erfahren, weder bei der Wahl der Schneidtechnologien – Laser, Wasserstrahl, Stanzen, Autogen oder Plasma – noch bei Marke oder Modell. Darüber hinaus kann unsere Software alle Aspekte des Kundengeschäfts abdecken und verbessern, inklusive Verkauf, Rechnungsstellung, Fremdvergabe und Fertigung – und sogar manuelle und nicht-CNC-gestützte Tätigkeiten. Das ist es, wonach die Industrie verlangt: eine offene Software zur Steigerung der Effizienz des gesamten Unternehmens, die zugleich eine Spezialtechnologie für die Blechfertigung beinhaltet. Das zu erreichen, ist ein Kernziel für Lantek, TRUMPF und unsere OEM-Partner. Und unsere neue Partnerschaft wird die Bereitstellung signifikant beschleunigen.
10) Wie wird sich Ihrer Ansicht nach die Branche in Zukunft verändern?
L de B Wir sind mitten ein einer tiefgreifenden Veränderung des Marktes, in der Maschinenhersteller und Software-Entwickler erkennen, dass die Kunden nach einer umfassenden und vor allem offenen Lösung suchen. Das bestätigt Lanteks Festhalten an einer offenen Technologie und seine wichtige Position in der Branche. Die Art und Weise, wie Lantek derzeit mit seinen Partnern zusammenarbeitet, liefert eindrucksvolle Resultate. Im Rahmen unserer Expansionspläne schließen wir die Möglichkeit nicht aus, unseren Kooperationsrahmen noch zu vergrößern – mit unseren aktuellen und auch neuen Partnern.
Darüber hinaus erfährt die Branche derzeit eine deutliche Umwälzung: Neue Technologien können große Herausforderungen mit sich bringen. Wir sehen, wie Unternehmen ihre Marktposition stärken, während Neugründungen und neue Akteure auftauchen. Wir sind der festen Überzeugung, dass wir in diesen Zeiten mit unserer Erfahrung und unserer Führungsposition ein Referenzpunkt für die Branche sein können.