Der Mittelständler Lungmetall OHG hat sich den vergangenen 20 Jahren rasant vom Verankerungsspezialisten für die Natursteinindustrie zum Systemlieferanten für Blech- und Zerspanungstechnik entwickelt. Und ist gerade rechtzeitig auf den Software-Spezialisten Lantek aufmerksam geworden.
Marcus Lung, Prokurist bei Lungmetall und Enkel des Firmengründers, beschreibt ein Phänomen, das viele Betriebe im Wachstum erleben: „Unsere Prozesse sind bei unserem Wandel vom Handwerks- zum Industrieunternehmen nicht mitgewachsen. Deswegen stimmte unsere Ertragslage nicht mehr.“
Mit viel Leidenschaft hat Marcus Lung seit seinem Eintritt im Jahr 1997 das Unternehmen verändert, das sein Großvater 1924 als Schlossereibetrieb mit Schwerpunkt des Schmiedens von Werkzeugen für die Natursteinindustrie gründete und dessen Spezialzweig der industriellen Herstellung von Verankerungselementen für Natursteinverkleidungen von Gebäuden sein Vater ab 1972 weiter ausbaute. Doch im Winter ruhte mit dem Baugewerbe auch die Nachfrage nach den Spezial-Produkten von Lungmetall. Lung nahm daher zu Maschinenpressen, Stanzanlagen und Schlagscheren nach und nach Wasserstrahl- und Laserschneidmaschinen hinzu, um neue Kundenkreise im Anlagen- und Maschinenbau zu erschließen.
„Wir hatten keine Zeit, Prozesse zu definieren“
Marcus Lung erkannte außerdem: Manche Betriebe waren in der Blechfertigung aktiv, manche in Zerspanungstechnik – kein Unternehmen in der Region machte aber beides. Er machte aus Lungmetall einen Systemlieferanten mit großer Fertigungstiefe – und das sehr erfolgreich: „Unser Geschäft explodierte.“ Das Unternehmen fertigt heute Serienteile und Baugruppen für Industrie und Anlagen- und Maschinenbau in der Getränke- und Lebensmittelindustrie, Pharma- und Medizintechnik, Luft- und Raumfahrt, Rüstungs- und Natursteinindustrie und den Werkzeug- und Formenbau sowie den Motorsport und Fahrzeugbau.
In der Wachstumsphase kamen neue Konstrukteure und Techniker ins Unternehmen, das heute 55 Mitarbeitende beschäftigt und pro Jahr etwa 800 Tonnen Material verarbeitet. Lung zog alle Geschäftsfelder an einem Ort zusammen – in den Geschäftsräumen und Produktionshallen am neuen Firmensitz im rheinland-pfälzischen Kottenheim, Landkreis Mayen-Koblenz.
Ein Problem aber blieb. Lung: „Wir hatten keine Zeit, Prozesse zu definieren. Und wir hatten keine vernünftige Produktionsplanung, denn unser ERP-System konnte weder die Laserbearbeitung noch Baugruppen abbilden und auch der ERP-Teil der damals genutzten Maschinensoftware passte nicht zu unseren Anforderungen.“ Joel Schubert, Projektmanager und Maschinenbautechniker: „Jeder Techniker machte damals Angebote – ohne jegliche Koordination. Manchmal wurden Platten aus dem Lager mehrfach für Angebote vorgesehen. Und wenn alle gleichzeitig von den Kunden angenommen wurden, war das Chaos perfekt.“
„Andere haben nur Insellösungen – Lantek hat alles, was wir brauchen“
Auf der Suche nach einem passenden ERP-System kam Lungmetall erst im zweiten Anlauf zu Lantek. Lung: „Nach der ersten Vorstellung dachte ich, das sei alles zu komplex für uns. Beim zweiten Treffen wurde mir aber klar: Die können ja nicht nur ERP, sondern auch CAD/CAM. Und wir können mit Lantek so gut wie alle Prozesse bei uns abbilden. Andere Anbieter haben nur Insellösungen – also entweder CAD/CAM oder ERP – Lantek hat alles, was wir brauchen, und ist der größte und erfahrenste Anbieter auf dem Markt.“
Die Verzweiflung von Blechfertigern auf der Suche nach der passenden Software kennt Christoph Lenhard, Lantek-Verkaufsleiter für die DACH-Region: „Kein Softwaresystem der Welt kann ernsthaft von sich behaupten, gleichermaßen die Prozesse einer Bank, eines Autohauses, eines Pharmaherstellers oder eben eines Blechfertigers mit einer einzigen Lösung abbilden zu können und dafür das Software-Paket einfach nur ein bisschen umprogrammieren oder erweitern zu müssen. Eine funktionierende Software braucht Detailkenntnisse und das Prozessverständnis dafür, was in der Fabrikhalle und an den Maschinen von Blech- und Stahlbearbeitern wirklich passiert.“ Die weiteren Stärken der Software von Lantek liegen in der Herstellerunabhängigkeit: „Proprietäre Software kann immer nur die eigenen Systeme steuern. Wir können einen ganzen Park verschiedenster Maschinen integrieren und aus einer Oberfläche verwalten.“ Für Marcus Lung bedeutet das eine neue Freiheit: „Die Software löst uns aus der Abhängigkeit von Maschinenherstellern. Ich möchte frei entscheiden können, welche Maschine ich zukünftig kaufe.“
Lung hat andere Kunden von Lantek besucht und sich angesehen, wie sie die Software nutzen, um zu verstehen, was sie kann, und auf dieser Grundlage zu entscheiden, wie sie seinem Unternehmen helfen kann. Vor allem die persönliche Kundenbetreuung durch Lantek-Mitarbeiter hat er auf dem weiteren gemeinsamen Weg schätzen gelernt: „Sie kommen hierher, wenn wir sie brauchen, kennen unsere Installation, wissen, was bei uns möglich ist und wie wir es machen können – und vor allem nehmen sie sich viel Zeit, uns alles zu erklären.“
Die Software begleitet jedes Teil durch die Fertigung
Mit der Auftragsvergabe zum Workshop für die Spezifikation und Pflichtenhefterstellung für die 2D-CAD/CAM-Software Lantek Expert und die 3D-Lösung Lantek Flex3d fing 2018 die Zusammenarbeit von Lantek und Lungmetall an. Schnell kam die ERP-Software Lantek Integra zur Unternehmensverwaltung dazu und schließlich Lantek MES für die Fertigungssteuerung und Lagerverwaltung. Bei Lungmetall stehen hochmoderne, teils mannlos bedienbare Laser-, Wasserstrahlschneidanlagen und Abkantpressen von Bystronic, Fräsen und Drehmaschinen von DMG Mori und Sägen von Amada und Kasto. Die Lantek-Software begleitet jedes Teil durch die Fertigung und bildet sämtliche Prozesse ab – ob Wasserstrahlschneiden, Stanzen, Laserschneiden und Sägen, Schweißen, Drehen und Fräsen, Abkanten, Entgraten, Strahlen und Trowalisieren oder Lasergravieren, Signieren oder Eloxieren. Und sie macht auch alle weiteren Prozesse möglich – von der Angebotserstellung über Fertigung und Montage/Kommissionierung bis hin zum Versand und zur Rechnungsstellung, inklusive Material- und Lagerverwaltung.
Anfangs gab es zwar hausintern bei Technikern und Produktionsmitarbeitern einen gewissen Überzeugungsbedarf, aber, so Lung: „Wir wussten, wenn wir diese Prozesse nicht alle in Lantek abbilden, können wir nicht weiter wachsen.“ Irgendwann setzte sich dann auch die Erkenntnis durch: Der vermeintliche Mehraufwand bei der Datenerfassung am Anfang spart dem gesamten Unternehmen langfristig Zeit und Kosten. Beim Vergleich zwischen früher und heute fangen die Unterschiede schon bei der Kalkulation von Angeboten an. Lung über seine Erwartungen an die Software: „Ein Angebot muss die realen Preise abbilden und sich für uns lohnen – und zwar immer gleich, ganz egal, wer es erstellt.“ Denn vor Lantek gaben seine Techniker die Daten in bis zu sieben verschiedene Excel-Dateien ein und am Ende kamen bei zwei Mitarbeitern auch zwei verschiedene Angebote heraus. „Manche Kunden haben irgendwann spitz bekommen, dass sich eine zweite Anfrage lohnt, weil sich die Ergebnisse oft deutlich voneinander unterschieden“, berichtet Schubert. Noch schlimmer: „Da wurde beispielsweise für einen Winkel in größerer Stückzahl der Preis mit diversen Excel-Tabellen kalkuliert – und dieser Winkel hatte fortan bei uns diesen Preis.“ Der blieb auch, wenn der Kunde weniger Teile nachbestellte, weil über die Jahre die daran gebundene Stückzahl aus dem System verlorengegangen ist – und das auch ganz ungeachtet der tatsächlichen Materialpreise.
Lantek ersetzt Bauchgefühl durch Wissen
„Die Daten in Lantek zu erfassen, braucht zwar seine Zeit, dann hat man sie aber bei jeder weiteren Anfrage immer sofort zur Hand“, bestätigt auch Ivonne Grudnick, Leiterin des Vertriebsinnendiensts. „Und durch die Digitalisierung unserer Prozesse können wir auf Kundennachfrage jederzeit feststellen, wo genau sich welches Teil in der Produktion befindet.“ Auf dem Schreibtisch in ihrem Büro liegt die Bestellung eines Bestandskunden für eine Baugruppe. Für die mehr als 300 Positionen kann sie aus der Historie alle Teile mitsamt ihrer Zeichnung zusammenziehen. Die hinterlegten Informationen zu aktuellen Materialpreisen, Rüstzeiten und -kosten, genauen Zeiten für den Schnitt und jeden weiteren Bearbeitungsschritt, Technologietabellen, Tarifen und Margen je Kunde, bauteilbezogenen Zusatzkosten und erforderlichen Zukaufteilen fließen in ihre verlässliche Kalkulation für ein Angebot mit den tatsächlichen Kosten ein. Nimmt der Kunde es an, wird draus mit einen Klick ein Auftrag – eine Auftragserfassung gibt es bei Lungmetall nicht mehr.
Wegen dieser exakten und schnellen Kalkulation bekommt das Unternehmen heute mehr Aufträge. Lung: „Beim Laserschnitt mit automatischer Verschachtelung so gut wie jeden – und wir wissen auch noch, dass wir damit Geld verdienen.“ Denn: „Früher war da das Bauchgefühl, dass der kalkulierte Preis schon irgendwie hinhauen wird. Wenn er zu teuer war, haben wir den Auftrag nicht bekommen, wenn er zu günstig war, haben wir draufgelegt. Heute wissen wir, dass wir mit dem errechneten Preis Geld verdienen, denn er basiert auf exakter Kalkulation.“ Christoph Lenhard: „Lantek ersetzt das Bauchgefühl durch Wissen.“
Mit Lantek hat sich die Ertragslage von Lungmetall deutlich verbessert – auch dank der auftragsübergreifenden, teilebezogenen Produktionsplanung und softwaregestützten Lagerverwaltung, mit der nicht mehr vorkommt, was Produktionsleiter Jan Caspar so beschreibt: „Manchmal wurde für ein einziges Teil eine ganze Platte verschnitten, sodass die Materialkosten höher als der Preis des gefertigten Teils waren.“ Marcus Lung: „Wir haben eine Vielfalt an Standardmaterialen und Nichtstandardmaterialien – allein bei Blechen sind es 66 verschiedene Güten. Da wurden früher Reste generiert, die niemand auf dem Schirm hatte. Lantek kennt jeden Rest und seine Maße und weiß genau, wo er liegt. Reste werden zuerst verschachtelt.“
Einkauf aufgrund reeller Daten und Schachtelung
Bei Lungmetall profitiert auch der Einkauf von Lantek. Lung: „Früher haben wir den Bedarf geschätzt – heute kaufen wir aufgrund reeller Daten und einer reellen Schachtelung.“ Projektmanager Schubert bringt es auf den Punkt: „Corona und die Ukrainekrise hätten wir ohne Lantek nicht überstanden. Mit unserer bisherigen Arbeitsweise hätten wir die zum Teil stark schwankenden Lieferbedingungen und Materialkosten nicht abfangen können.“
Für manchen Kunden brachte der neue Überblick jedoch weniger schöne Neuigkeiten und Lungmetall musste anfänglich für Verständnis werben, dass die Preise nun den tatsächlichen Kosten entsprechen. Manche Kunden sprangen ab – einige kamen jedoch später zurück, weil sie die langjährige Zusammenarbeit mit Lungmetall schätzten. Und was sie bekamen, war mehr als ein exaktes Angebot. Schubert erklärt: „Weil wir früher Daten aus vielen verschiedenen Programmen zusammengeführt haben, haben wir viel falsch produziert. Heute kommen die Daten einmal ins System und sind darin für alle weiteren Prozesse verfügbar. Das hat unsere Ausschussquote gesenkt, die bessere Produktionsplanung hat unsere Termintreue deutlich verbessert.“
Heute ist Produktionsleiter Caspar „froh, dass der ganze Papierwust vorbei ist und wir einen Überblick über alles in digitaler Form haben – Rückfragen können wir mit einem Klick beantworten“. Vor Lantek wurden morgens alle Arbeitsaufträge ausgedruckt und auf Papier an die Mitarbeiter verteilt. Heute gibt es zum Dienstbeginn ein kurzes Fünf-Minuten-Kick-off-Meeting – alles Weitere läuft elektronisch. Statt der Mappen, um Aufträge durch die Hallen zu tragen, sind jetzt an jedem Arbeitsplatz Tablets installiert, die anstehende Arbeiten anzeigen und mit denen die erfolgte Bearbeitung rückgemeldet wird.
Aus den Köpfen ins System
Eine weitere Sorge wurde Marcus Lung genommen: „Früher waren alle Informationen im Kopf eines Einzelnen, meist des Produktionsleiters. Wenn der ausfiel, im Urlaub war oder das Unternehmen verließ, fehlte uns damit auch ganz viel Wissen. Materialpreise, Güten, frühere Bestellmengen und Lösungen, wenn unvorhersehbare Dinge passieren, etwa eine Wasserstrahlmaschine dieses oder jenes Problem hat – das alles ist aus den Köpfen ins System gekommen und jetzt in Lantek hinterlegt.“ Und mancher Prozess hatte sich über Jahre eingeschliffen, ohne dass ihn jemand hinterfragt hat – es hatte ja immer irgendwie funktioniert. Lenhard: „Aber niemand weiß genau, ob dieses Know-how auch das beste ist – das stellt sich dann immer mit Lantek heraus.“
Um auch künftig stets den richtigen Weg zu gehen, plant Lungmetall den nächsten Schritt für eine datenbasierte Entscheidung: Mit dem cloudbasierten Tool Lantek Analytics zur Datenanalyse will das Unternehmen seine Prozesse und Kundenbeziehungen weiter optimieren.