Inmitten des stark verdichteten Frankfurter Stadtteils Sachsenhausen würde eine konventionelle Einfeld-Sporthalle mit einer Bruttogrundfläche von 2.000 Quadratmetern den Schülerinnen und Schülern viel wertvollen Platz von ihrem Pausenhof nehmen. Deswegen entwickelte das Hamburger Büro Trapez Architektur ein alles andere als konventionelles Gebäude, das nach seiner Fertigstellung mit dem Architekturpreis „Große Häuser, kleine Häuser – Ausgezeichnete Architektur in Hessen / Martin-Elsaesser-Plakette“ des Bundes Deutscher Architektinnen und Architekten BDA Hessen ausgezeichnet wurde. Die Planer legten das gesamte Gebäude etwas tiefer: Die von außen bodentiefen Fenster sind die Oberlichter für die Halle im Innern. Eine großzügige Treppenrampe führt auf das Dach und macht es für Regeneration, Freiluft-Unterricht und Sport nutzbar.
Als Passivhaus entspricht das gesamte Gebäude den Anforderungen der Stadt Frankfurt an nachhaltigen Sporthallenbau. Die aus vollständig recycelbarem Kupfer gefertigte Fassade gibt ihm mit ihrer goldenen Farbe eine warme Optik, die sich mit der Zeit ins Bräunliche verändern wird. Anstelle herkömmlicher Gitter für die Lüftungsauslässe banden die Planer sie in die Kupferfassade ein – von den insgesamt 1.396 Kupferschindeln mussten daher zehn Stück gelocht werden.
Eine besondere Herausforderung war die Weiterführung des Lochmusters über mehrere Schindeln und Teilbereiche einzelner Schindeln hinweg“, sagt Betriebswirtin Claudia Sperber, Gesellschafterin bei der Sperber Klempner GmbH & Co. KG im thüringischen Langenschade. Das 1991 gegründete Unternehmen ist auf Arbeiten dieser Art spezialisiert und hat schon für diverse Renommee-Objekte die Fassadenteile gefertigt, wie den Nordkopf Tower der Stadtwerke Wolfsburg, die markanten Sphinx Apartments im niederländischen Huizen oder das Freizeitzentrum King’s Bastion in Gibraltar. Sperber: „Zum A und O einer reibungslosen Bauabwicklung zählen neben einer detaillierten Planung die bestmögliche Vorfertigung entsprechender Metallelemente in unserer Werkstatt.“ Für Blechzuschnitt mit allen erforderlichen Ausklinkungen und Lochungen setzt das Unternehmen seit gut fünf Jahren auf die STX Flex 12 hybrid Stanz-Nibbel-Maschine von Euromac in Kombination mit der CAD-Software BricsCad und der Verschachtelungssoftware Lantek Expert zur Maschinenprogrammierung.
Für die exakte Platzierung der quadratischen Zentimeter großen Metallschindeln und insbesondere der gelochten Schindeln für die Lüftungsgitter auf der Unterkonstruktion erstellte der Bauleiter zunächst vor Ort das Aufmaß. Bei Sperber wurden die Daten der einzelnen Schindeln mit Positionierung der Löcher in BricsCad übertragen. Dann übernahm die Auszubildende Stine Klosa, die gleich im ersten Lehrjahr zur Klempnerin mit der Schachtelsoftware Lantek Expert für die Programmierung des Euromac-Bearbeitungszentrums vertraut gemacht worden war und sich seither zur Expertin entwickelt hat. „Sie hat im August 2022 bei uns angefangen und innerhalb von drei Wochen die Aufgaben des bisherigen Planers übernommen“, sagt die Chefin. „Inzwischen ist sie die Einzige bei uns, die neben unserem Werkstattleiter Kevin Tschischka die Maschine programmieren kann – als hätte sie nie etwas anderes gemacht.“
Software vereinfacht viele Arbeitsschritte
Die so Gelobte gibt sich bescheiden: „Ich habe vorher noch mit keiner anderen Programmierungssoftware gearbeitet und eine Weile gebraucht, mich einzuarbeiten und zu wissen, wo welche Befehle sind. Aber im Großen und Ganzen ist Lantek Expert ein gut verständliches System mit vielen hilfreichen Funktionen.“ Die Software vereinfache viele Arbeitsschritte. „Man lädt einfach die DWG-Datei aus BricsCad in Lantek und kann sie dann unkompliziert in verschiedene Ordner sortieren. Vorab ist es möglich, verschiedene Maschinenprogramme abzuspeichern, sodass man nur noch die Stempel im Werkstück an den richtigen Platz setzen muss und die Maschine dann gesagt bekommt, welche Stempel in welches Magazin gehören. Sehr hilfreich ist auch die Simulation in Lantek. Damit kann man am Ende nochmal kontrollieren, ob alles zur richtigen Zeit am richtigen Ort eingesetzt wird.“ Für die spätere Fertigung an der Maschine ist nur eine Person erforderlich, die Stempel einzusetzen und Bleche einzulegen.
„Die Einführung der Software bei Sperber Klempner verlief sehr gut und in einer produktiven Atmosphäre“, erinnert sich Christoph Lenhard, Leiter des deutschen Lantek-Büros. „Die Einsatzbereitschaft der Mitarbeiter war sehr groß und begünstigte eine schnelle und unkomplizierte Inbetriebnahme. Sie haben die Vorteile unserer Software schnell erfasst und in die eigenen Arbeitsprozesse integriert.“
Als recht praktisches Hilfsmittel hat sich für Sperber Klempner der Laufzettel erwiesen. „Alle Infos dazu, wie etwa das Material, die Schnittspalteinstellung in Abhängigkeit zur Blechstärke oder Zeitangaben stehen auf dem Laufzettel, der automatisch aus den Daten der vollständig programmierten Datei erstellt wird“, erklärt Klosa. Dort finden sich auch Informationen dazu, welches Programm an der Maschine hinterlegt wurde und ob für das zu verarbeitende Metall eine spezielle Werkstoffbeschichtung erforderlich ist – was bei den Kupferschindeln der Fall war – inklusive der erforderlichen Positionskontrolle des Blechs.
„Der Schachtelausdruck gibt den Maschinenbediener alle notwendigen Informationen an die Hand, die für die Produktion des Auftrags erforderlich sind“, erläutert Lenhard. „Wir passen ihn sehr oft auf die individuellen Bedürfnisse unserer Kunden an. Hierbei hilft die Lantek-Datenbank, in der alle relevanten Informationen gespeichert sind und für Reports herangezogen werden können: ob für Laufzettel oder die Zeit- und Kostenkalkulation, Bauteil-Zeichnung oder, Schachtelplan mit den oder verwendeten Platten (Blechen).“
Zuschachteln anderer Aufträge für möglichst wenig Verschnitt
Je nach Tafelgröße konnte Sperber vier bis fünf Schindeln pro Blech für die Frankfurter Sporthalle fertigen. Dank der teilebezogenen Arbeitsweise von Lantek Expert konnten weitere Teile wie etwa für die Treppenhandläufe und Wandabschlüsse zugeschachtelt und gleich mitgeschnitten werden – wie auch Teile von Aufträgen anderer Kunden, die aus dem gleichen Material gefertigt werden sollten. Eine Vorgehensweise, die sich mit Lantek Expert bei Sperber etabliert hat. „Damit können wir das Material in einem Arbeitsgang so gut es geht nutzen und haben so wenig Verschnitt wie möglich“, sagt Claudia Sperber.
„Das einzige Problem, wenn das überhaupt als eines gesehen werden kann, ist die lange Rechenzeit bei vielen Stanzungen, was die Anzahl der Löcher aber auch rechtfertigt“, so Klosa im Rückblick. Etwa eine bis anderthalb Stunden dauerten das Programmieren und die Rechenzeit pro Lochschindel. „Das ist nichts gegen den Elefanten, den wir einmal als Sonder-Anfertigung gearbeitet haben“, sagt Claudia Sperber lachend. „Da waren 36.000 Löcher zu stanzen – und das Programm wurde über Nacht in Lantek geladen.“