LNK: Der Name Ihres Unternehmens lässt nicht direkt auf Blechbearbeitung schließen.
Michael Sanders: Das stimmt. 1963 hat Senior-Chef Otto Wiechmann das Unternehmen gegründet, um Fräsketten, Grabwerkzeug und Kettenräder für Grabenfräsen zu produzieren, mit denen Drainagerohre, Strom-, Gas- und Wasserleitungen im Erdreich verlegt werden. Diese Produkte werden von uns heute weltweit exportiert. 1996 übernahm sein Sohn Andre Wiechmann die Geschäftsführung und hat wenig später in eine Laserschneidanlage investiert, um die Kettenfertigung zu modernisieren. Daraus entwickelte sich schnell ein zweites Standbein: die Blechbearbeitung. Inzwischen haben wir vier Trumpf-Laserschneidanlagen, vier Maschinen von Lissmac für das Kantenverrunden, drei LVD-Abkantpressen und eine NC-Stanzmaschinen von Amada. Mit 50 Mitarbeitern verarbeiten wir heute etwa 8.000 Tonnen Stahl im Jahr auf einer Fläche von mehr als 10.000 Quadratmetern.
LNK: Wer sind Ihre Kunden?
Sanders: Jeder, der ein gelasertes oder gestanztes, gehärtetes und auch verschweißtes Teil braucht. Das reicht vom Konzern aus der Lebensmittel- oder Verschleißteil-Branche bis zur Nachbarin, die in unser Büro kommt und ein neues Klingelschild möchte. Wir sind hier auf dem Land und helfen, wo der Kunde Bedarf hat.
LNK: Einzelanfertigungen sind aber nicht Ihr Hauptgeschäft?
Sanders: Mit namhaften Unternehmen haben wir Rahmenverträge. Diese laufen über 12 bis 18 Monate und werden in definierten Losgrößen abgerufen. Wer bis 12.15 Uhr bestellt, den beliefern wir am nächsten Tag. Dann geht auch mal ein ganzer 40-Tonner raus. Manchmal haben es Kunden aber ganz eilig – wir liefern auch in zwei Stunden.
LNK: Wie schaffen Sie das?
Sanders: In unserem Lager haben wir immer rund 500 Tonnen Material vorrätig. Das ist Aluminium, Stahl und Edelstahl in verschiedenen Legierungen und Stärken von 0,5 bis 25 Millimetern. Außerdem haben wir ein großes Fertigteillager, in dem wir bis zu fünf Losgrößen vorhalten, die jeweils 30.000 bis 50.000 Teile umfassen können.
LNK: Wie behalten Sie den Überblickt?
Sanders: Seit etwa drei Jahren steuern wir sämtliche Prozesse, inklusive der Verwaltung unseres Fertigteil-Lagers, mit Software von Lantek. Durch ihre herstellerunabhängige Arbeitsweise können wir alle unsere Maschinen verschiedener Hersteller einbinden. Und es gibt keinen Prozess in der Blechbearbeitung, den die Software nicht abbildet.
LNK: Wie kamen Sie auf Lantek?
Sanders: Durch unseren Technischen Leiter Hinrich Böhlje, der vor fünf Jahren zu uns kam.
Hinrich Böhlje: Ich kenne und schätze die Software von Lantek, seit ich vor 20 Jahren mit den ersten Laseranlagen gearbeitet habe, die mit dem Schachtelmodul Lantek Expert liefen. Anfangs suchte die Firma Wiechmann nur eine Software-Lösung, um Teile für die Blechbearbeitung miteinander zu kombinieren. Wir wollten erst einmal mit Lantek Expert anfangen. Dann haben wir aber gesehen, an wie vielen Stellen die Digitalisierung uns noch helfen kann – und die Sache hat eine solche Eigendynamik entwickelt, dass schließlich ein komplett geschlossenes System mit Lantek entstanden ist. Das hat uns ganz weit auf dem Weg Richtung Industrie 4.0 gebracht
Michael Sanders (Bild)
LNK: Wie genau sieht dieses System aus?
Sanders: Das beginnt schon beim Angebot. Wenn ein Kunde anfragt, ist es mit der Software in Sekundenschnelle erstellt. Sie greift dafür auf valide Daten zu und kalkuliert realistische Preise. Bei Zusage des Kunden wird daraus mit einem Klick ein Auftrag, der in die Produktionsplanung geht und dann von uns gefertigt wird.
Böhlje: Der Werkstattmanager der Software bildet alle 19 möglichen Prozessschritte ab wie Laserschnitt, Stanzen, Kantenverrundung, Umformen und
Zerspanen. Jede Maschine ist dort als eigenes Arbeitszentrum dargestellt. Dazu gehören auch Fremdarbeiten, für die Teile das Werk verlassen und wieder zurückkommen, um wieder in den Prozess integriert zu werden. Als durchgängige Lösung begleitet die Software die Aufträge durch die Produktion, in den Versand und bis zur Erstellung des Lieferscheins. Diesen exportieren wir dann in SAGE, da unsere Gesamtbuchhaltung für beide Geschäftsbereiche auf diesem Programm basiert.
LNK: Welche Vorteile hat Ihre heutige Arbeitsweise?
Sanders: Vor Lantek haben wir mit Excel kalkuliert und jeder hat seine Preise selbst ermittelt. Zudem wurde alles mit der Hand erledigt und dokumentiert – jeder Auftrag, jede Bearbeitungszeit, alle Kundendaten. Wir hatten ordnerweise Unterlagen. Die konnten alle weg. Heute müssen wir die Daten nur einmal ins System eingeben und können für jeden Arbeitsschritt darauf zugreifen – und auch für Nachbestellungen oder weitere Aufträge. Beim Angebot gibt das System den roten Faden vor, nach dem kalkuliert wird und bei Zusage auch produziert wird. Jede Kalkulation wird für konkrete Maschinen berechnet, mit denen dann auch gearbeitet wird.
Böhlje: Früher fehlte uns der Gesamtblick. Die durchgängige Rückmeldung nach jedem Arbeitsschritt bedeutet eine bessere Nachverfolgbarkeit. Wir wissen jederzeit, wie weit ein Auftrag ist – und können bei Bedarf auch individuell beschleunigen. Bei kurzfristigen und eiligen Aufträgen müssen wir nicht mehr in der Werkstatt nachfragen. Wir geben sie ins System ein, das sich automatisch die passenden Maschinen sucht. Weil die Prozesse alle viel transparenter sind, können wir zudem freie Kapazitäten nutzen, um auf Lager zu produzieren, wo wir jetzt auch einen besseren Überblick haben. Das brachte große Vorteile für das Management unserer Rahmenverträge, durch die im Jahr Hunderte von Fertigungsaufträgen bearbeitet und verwaltet werden müssen.
LNK: Wie haben Ihre Mitarbeiter die Veränderung aufgenommen?
Böhlje: Natürlich ist es nicht leicht, jahrelange Gewohnheiten aufzugeben. Entsprechend haben wir auch nicht alles auf einmal umgestellt, sondern uns mit Unterstützung von Lantek und im laufenden Betrieb nach und nach von der Verschachtelung und Programmierung der Laseranlagen bis zur Angebotserstellung vorgearbeitet. Das hat etwa ein Jahr gedauert. Heute ist die Akzeptanz für das System da.
LNK: Wie wichtig ist für Sie die optimale Materialausnutzung?
Böhlje: Bei Bedarf können wir Aufträge optimal miteinander kombinieren, um möglichst wenig Restblech zu haben. Da liegen aber nicht unsere Prioritäten. Wir wollen schnell und termintreu arbeiten. Deswegen ist es für uns wichtig, dass wir für jeden Auftrag den Liefertermin festlegen können und das System dann daraus die Zeiten für alle Arbeitsschritte definiert.
LNK: Wie sieht die digitale Zukunft in Ihrem Unternehmen aus?
Sanders: Wir möchten noch mehr Kunden schneller und direkter erreichen. Deswegen denken wir derzeit darüber nach, mit dem Modul Lantek MetalShop ein Online-Angebot aufzubauen. Dann wären wir rund um die Uhr von überall erreichbar.